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In der Zwischenzeit kenne ich noch viel mehr Storys dazu, was es heisst, auf einer Harley zu lernen und vom Töff-Fahrlehrer an die Prüfung zu schicken, ohne dass er sich je selbst getraut hätte, sich hinten drauf zu setzen während der Ausbildung. Die Zeche bezahlt schliesslich der Kunde!

«Katze aus dem Sack»! Prüfung bestanden

Der Anlass dazu heisst: «Ladies Week» Hier werden die Damen von einem Fahrlehrer-Team betreut, um Harley fahren zu lernen.
Im konkreten Fall ging meine Kundin, die nur 1.58 gross ist, schon vor der Veranstaltung zum Fahrlehrer, ob sie sich nicht besser vorbereiten würde, da sie noch nie Töff gefahren ist. Als Maschine hatte sie sich eine 1200er Sportster ausgesucht, entsprechend ihrer Körpergrösse tiefergelegt. Wahrscheinlich hatte er gerade keine Zeit, seinen Laden voll mit Arbeit und so ging sie völlig unvorbereitet in den Kurs.
Eine 1200er-Sportster ist zwar von Haus aus tief zum Draufsitzen, aber das hohe Gewicht (260 Kilogramm trocken!) verzeiht keine Fehler: So landete eine Teilnehmerin schon am zweiten Tag mit einem Beinbruch im Spital.
Im Gegensatz zu ihrer Maschine, die von einer anderen Teilnehmerin angefahren und beschädigt wurde, überlebte meine spätere Kundin diese Woche unbeschadet. Doch konnte sie natürlich noch nicht richtig Motorradfahren.

In der Zwischenzeit lernte ich jemanden kennen, der bei diesen Veranstaltungen engagiert ist. Er konnte mir bestätigen, dass sie in der Zwischenzeit auch dazugelernt hatten, denn immerhin sollen die Maschinen, die dafür eingesetzt werden, alle mit Sturzbügel versehen sein!
Als Kunde würde ich mich noch vergewissern, ob die Ambulanz auch schon auf dem Platz ist!

Der Anfang einer langen Leidensgeschichte

Nach der Ladies Week war sie realistisch und sah ein, dass sie natürlich noch nicht richtig Motorradfahren konnte. Also ging sie wieder zurück zu «ihrem» Fahrlehrer, dem sie natürlich vertraute. Im Kanton Zürich muss, übrigens wie anderen Kantonen auch, erst ein Manöverparcours bestanden werden. Obwohl er sich nie auf ihren Soziussitz gesetzt hat, was nach der Manöverprüfung für den zweiten Teil Bedingung ist, schickte er sie mit völlig ungenügenden Voraussetzungen sie zu bestehen zur 1.Führerprüfung. Logisch konnte sie schon den Parcours nicht und so musste sie unverrichteter Dinge abziehen. Darauf nahm sie weitere Fahrstunden, der Fahrlehrer sass nie auf dem Soziussitz und er schickte sie abermals zur Prüfung: Sie sei jetzt prüfungsreif! Und es lief, genau wie beim ersten Mal, bereits im Manöverparcours schief.
Da sich das ganze schon ziemlich in die Länge gezogen hatte, lief in der Zwischenzeit der erste Lernfahrausweis ab und sie musste einen neuen lösen. Mit dem Lernfahrausweis lief auch die obligatorische Grundschulung ab und musste erneuert werden. Inzwischen hatte sie das Vertrauen in ihren ersten Fahrlehrer verloren und sie suchte sich in ihrer näheren Umgebung einen neuen. Auch bei diesem Fahrlehrer konnte sie unter den gegebenen Umständen nicht wirklich etwas dazulernen, aber immerhin setzte er sich bei ihr hinten drauf, wobei er zum Ergenis kam: Das lernst Du nie!
Beim zweiten Fahrlehrer hatte sie eine Schülerin kennengelernt, die auch nicht zufrieden war mit diesem Fahrlehrer und die in der Zwischenzeit bei mir gelandet war. Und so fand auch sie den Weg zu mir!
Aus Erfahrung weiss ich, dass diese Kombination eigentlich nicht funktionieren kann: Eine so kleine Frau mit einer so grossen Maschine, das kann ja nicht gut rauskommen.

Immerhin sollen die Maschinen, die dafür eingesetzt werden, alle mit Sturzbügel versehen sein: Als Kunde würde ich mich auch noch vergewissern, ob die Ambulanz auch schon auf dem Platz ist!

Bei mir bekommt jede/jeder eine Chance

Aus Erfahrung weiss ich, dass diese Kombination eigentlich nicht funktionieren kann: Eine so kleine Frau mit einer so grossen Maschine, das kann ja nicht gut rauskommen.
Also fuhr ich mit ihr (auf dem Soziussitz mitfahrend) los, bis ans Ende der Tramstrasse: Obwohl die Übersicht an diesem Tag nach links und rechts total gut war, weit und breit niemand anders unterwegs war, hielt meine Fahrschülerin katastrophal an. Dann hätte sie in eine Kurve starten müssen, aus dem Stand heraus: Das ist selbst für Könner keine einfache Aufgabe, aber für sie war es schlicht unmöglich, hier normal zu starten. Mit beiden Füssen am Boden bewegte sie sich in die Strasse hinaus, mit Gas und Kupplung Dezimeter für Dezimeter, bis zum Punkt, wo es praktisch ohne Kurve möglich war, die Fahrt geradeaus wieder aufzunehmen. Das war die erste Kurve! So fuhr ich mehr oder weniger direkt auf den Parkplatz, um das Fahrkönnen im Langsamfahrbereich zu testen: Deprimierend, und das nach mehr als 16 Monaten Fahrpraxis und zweimaliger obligatorischer Grundschulung! Was für ein Zeugnis für meine Vorgänger ...

«Step by step» heisst mein Devise

Nun folgte ein langer, sehr langer Leidensweg: Ich weiss nicht, wer mehr gelitten hat: Die Fahrschülerin oder der Fahrlehrer?!? Am meisten jedenfalls hat der Geldbeutel meiner Fahrschülerin gelitten, nachgewiesenermassen. Meine Fahrschüler ist «eine starke Frau»: Sie hat mit mir viel durchgemacht. Sie hat aber nie die Hoffnung aufgegeben - und ich auch nicht: Ich sah, wie es mit kleinen Schritten vorwärts ging. Und so haben wir zusammen funktioniert: Sie hat nie reklamiert wegen des Geldes, ich habe alles gegeben - schon nur deshalb, um meinem Vorgänger zu zeigen, dass auch sie es lernt. Sie brauchte aber einen Fahrlehrer, der an sie glaubte.

Dank «Vertrauen», dank meinem gutgemeinten Rat

Wir beschlossen, die Ausbildung und Prüfung ausschliesslich auf der kleinen Honda CM250C Chopper zu machen. Dazu musste sie den Lernfahrausweis der Kategorie A beschränkt lösen. Und so fuhr ich mit ihr am 24. August zu ihrer Führerprüfung auf dem Strassenverkehrsamt Albisgüetli. Sie bekam einen Prüfungsexperten, der mit ihr auf der kleinen Maschine Platz fand und bestand wie geplant ihre 3.Führerprüfung! Es war ein Geburtstagsgeschenk - für mich, denn es war der Tag meines Geburtstages! Ich glaube, wir waren an diesem Tag die glücklichsten Menschen auf der Welt: Sie, die endlich ihre Töff-Prüfung bestand und ich, dessen Arbeit einen guten Ausgang fand!
Nun darf sie Maschinen bis 25kW fahren, d.h. sie könnte ihre Harley reduzieren lassen. Es wird noch zwei Jahre gehen, bis sie offiziell ihr Geburtstagsgeschenk unbeschränkt fahren darf: Sie hatte sich nämlich die Maschine zu ihrem 50.Geburtstag geschenkt.
Wäre sie von Anfang an bei mir gelandet, wir hätten es bestimmt in 16 Monaten geschafft - vielleicht sogar auf ihrer Harley! Aber wir hätten bestimmt vorher viele Erfahrungen erst auf der kleineren Maschine gesammelt, bevor wir auf die grosse umgestiegen wären. Und es hätte bestimmt einen Bruchteil des Betrages gekostet, den sie schliesslich ausgegeben hat.

Was für ein Traum? Eher wohl ein Albtraum!



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